this post was submitted on 02 Sep 2023
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Nein, denn der Nutzen eines Tempolimits ist marginal wenn wir dort hingekommen sind, wo ich hinwill. Als potentieller Regierungschef würde ich mich hinstellen und nicht nur eine tempolimitfreie Autobahn garantieren, sondern explizit meine politische Zukunft daran knüpfen. Stattdessen würde ich Maßnahmen ergreifen, die zu einer erheblichen Reduktion des Autobesitzes in Städten führen. Ohnehin wäre blühende Städte das Leitmotiv meiner Regierung: durch Stärkung der kommunalen Kompetenzen und Finanzen auf der einen Seite und durch ein nationales Wohnraumnotprogramm würde ich die Urbanisierung Deutschlands nach vorne katapultieren, statt weiter Geld im Hinterland zu versenken. Wer nur noch von Stadt zu Stadt fährt, braucht kein Auto mehr. Tempolimit auf Autobahnen ist deswegen ein völlig irrelevantes Problem. Das Problem ist die derzeit starke Nutzung der Autobahnen durch die derzeit starke Zersiedelung des Landes.
Nein, denn Mobilität kostet Geld. Statt Mobilität zu vergünstigen und damit Nachfrage zu erzeugen, muss das Angebot verbessert werden. Den Kostenfaktor aus der Mobilität herauszunehmen, führt zu einem Free-Rider-Problem und treibt allerlei unerwünschte Blüten: So wissen wir aus Experimenten in der Realität, dass bei kostenlosem Nahverkehr - und das ist das 9€-Ticket de facto - plötzlich Strecken gefahren werden, die zuvor gelaufen oder geradelt wurden. Wir wissen außerdem vom 9€-Ticket, dass es de facto und nachvollziehbarerweise als Fernverkehr missbraucht wird. Da wäre es doch sinnvoller, den Fernverkehr direkt zu fördern. Eine sinnvolle Verkehrspolitik unterscheidet daher zwischen innerstädtischer, innerregionaler und interstädtischer Mobilität und hält für eine für die Anforderungen der jeweiligen Domäne passende Lösungen parat. Statt es also zu ermöglichen, für 9€ den Nahverkehr als Fernverkehr zu missbrauchen, sollte der Fernverkehr dahingehend gefördert werden, dass es konstant möglich ist, eine Einzelfahrt für 30€ durch ganz Deutschland zu kaufen. Diskriminiert werden sollte da höchstens nach Hauptverkehrszeiten (Morgens, Abends, Feiertags, Ferienanfang und -Ende) und es sollte wenn überhaupt dann nur moderate Spontanitätsaufschläge geben - 100€ für spontan durch Deutschland darf nicht sein. Statt die Monatsbeiträge auf innerstädtischen Nahverkehr abzuschaffen, sollte das Angebot flexibler werden: wichtige Verbindungen die ganze Nacht hindurch fahren lassen. Für Großstädte die Verbindungen nicht sternförmig auf ein Zentrum zusammenbündeln, sondern ein polyzentrisches Nahverkehrsnetz, das den Namen Netz verdient hat, organisieren. Glasklar ist auch, dass das Fahrrad endlich mal als Verkehrsträger der Zukunft gefördert werden muss und zwar auf städtischer und regionaler Ebene. Im Grunde muss jede Stadt im Umkreis von 20km mit dem Fahrrad auf einem perfekt asphaltierten, breit ausgebauten, geraden und bestenfalls ebenerdigen Schnellweg erreichbar sein.
Ergibt für mich irgendwie gar keinen Sinn. Warum nicht einfach einen thematisch offenen Gesellschaftsrat? Das Konzept vom Gesellschaftsrat finde ich nämlich prinzipiell sehr überzeugend. Ein starker Gesellschaftsrat, der als zufällig zusammengesetztes Volksgremium die Politik beaufsichtigt, könnte zu einer Wiederversachlichung der Politik führen und die Akzeptanz und das Verständnis für dringende Probleme erhöhen.
Die letzte Generation mag also im politischen Detail ziemlich daneben liegen. Grundsätzlich haben sie aber schon recht und sind für mich absolute Helden, die sich unter Einsatz ihrer Freiheit und körperlichen Unversehrtheit dem Auto-Wahnsinn entgegenstellen. Sie verstehen es zwar nicht ganz und machen es aus den falschen Gründen (Aufmerksamkeit statt Zeitpreis fürs Autofahren erhöhen), aber sie setzen dabei auch an genau der richtigen Stelle an: Dem Autoverkehr. Auch wenn der nur ein Symptom für die fehlgeleitete Wohnpolitik ist, ist das einfach der Punkt, wo sie besonders sichtbar zu Tage tritt.
Du hast glaube ich jede Forderung anders eingeschätzt als ich, dennoch kann ich deiner Argumentation sehr gut folgen und die Utopie, die du zeichnest spricht mich extrem an, danke! Ich habe auch schon seit Jahren den Gedanken im Kopf, dass es viele urbane Zentren mit unberührter Natur dazwischen geben sollte, die nur durch wenige Straßen und Schnellbahnstrecken miteinander verbunden sind. Durch den Verzicht auf Ackerbau zur Erzeugung von Tiernahrung und Biosprit würden unfassbare Flächen frei werden, die man der Natur komplett überlassen könnte ohne irgendwelche menschlichen Eingriffe.
Doch, und zwar in der Form eines Tempolimits für Verbrenner. Dann sollen die Bonzen doch Taycan fahren und E-Mobilität quersubventionieren.
Ohne die höhere Nachfrage weißt du garnicht wo das Angebot ausgebaut werden muss. Ohne eine Flatrate wird es schwierig mehr Leute vom Auto weg zu kriegen. Die Unterscheidung zwischen verschiedenen Mobilitätsebenen mag aus planerischer Sicht stimmen, aber nicht aus der der Bürger. Deine Fernverkehrverbindung ist für irgendjemanden Nahverkehr weil's die Strecke in die Stadt ist -- genau eine Station weiter als was du Fernverkehr nennst. Aus Fahrgastsicht interessiert da nur dass es ne S-Bahn/RB ist, nicht Kreise um Ballungszentren.
...warum hast du da was gegen? Wenn du den Fernverkehr billiger machst dann wird das zurückgehen, und die die trotzdem noch Nahverkehr fahren sind entweder a) Abenteurer oder b) müssen hart sparen.
Bitte nicht in "alle müssen jetzt Fahrrad fahren deshalb brauchen wir keinen OPNV" verfallen. Fahhrad bedeutet dass die Stadt nicht anständig zu Fuss und OPNV benutzbar ist.
Können wir gerne machen, den Klimarat braucht's aber trotzdem denn das ist ein so existenziell wichtiges Thema das den offenen Rat sonst überschwemmen würde.
Das ist doch Unfug. Viele Leute fahren gerne Rad. Bin damit schneller als zu Fuß und gesünder als mit dem ÖPNV unterwegs. Mit vernünftiger Stadtplanung hat das nichts zu tun.
Wenn ich in die Stadt will dann muss das Rad erstmal in den Zug. 20km ist keine Strecke die ich mit Feierabendbier in der Hand fahre. Ist auch keine Strecke wo mich andere Fahrer mögen denn dann bin ich kein Fietser sondern Wielrenner... so halb unfreiwillig: Meinen Sport krieg ich woanders her, der Leistungsdruck kommt von "ich will jetzt ankommen". Und gibt's im Büro überhaupt Duschen.
Da das unrealistisch ist so viele Fahrräder in den Zug zu packen brauchst du also an beiden Enden der Strecke riesige Fahrradparkplätze -- und ich zwei Räder. Dann doch lieber ne Haltestelle oder zwei mehr und Leute die körperlich nicht so stabil sind haben auch was davon.
Wenn du gerne Fahrrad fährst dann tu das gerne, hat niemand was dagegen und die Infrastruktur zu haben ist auch definitiv eine gute Idee. Zu meinen deine Vorliebe wäre universell ist aber ein gewaltiger Schritt zu viel.
...und erzähl einem Maurer mal dass er von der Maloche nach Hause radeln soll. Wir Schreibtischstuhlfurzer sind nicht die einzigen Arbeitnehmer.
Aber langsamer und nicht gesünder als zu Fuß und ÖPNV. ÖPNV ist Reichweitenerweiterung für's Fußgehen mit beweglichen Parkbänken.
Ich habe ja nie gesagt, dass es etwas für alle und für jede Gelegenheit ist. Ich habe mich lediglich an deiner pauschalen Aussage gestört. Fahrräder haben ihren Platz in einer lebenswerten Stadt.
Ihren Platz, ja, aber es darf keine Notwendigkeit sein. In der Vorstadt kannste das eher machen, aber wenn der Weg zum Supermarkt oder zur Haltestelle im dichten Zentrum eine Fahrraddistanz ist dann läuft was falsch.
Guter Text, gut geschrieben, danke für die ausführliche Antwort!
Ich verstehe was du sagst und kann deiner Argumentation soweit folgen, dass ich dem ganzen zustimmen würde.
Was den eselslchaftsrat angeht, wäre ein Geselslchaftsrat Klima für mich auch nur der erste Schritt. Wenn wir den Erfolg sehen, lässt sich das ganze sehr einfach übertragen.