this post was submitted on 10 Jan 2025
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Das Beste dabei ist doch:
wenn Weidel tatsächlich Hitler und die NSDAP für Sozialisten hält, weil ja (nationaler) Sozialismus im Namen steckt, dann ist die AfD auch eine sozialistische Partei.
Denn wenn sie sich mal mit ihrem Token-Co-Chef Chrupalla unterhalten würde, würde sie wissen, dass der klassische AfD-Wähler zumindest(!) im Osten genau diese Form von "nationalem Sozialismus", also einem stützenden, starken Staat, aber eben nur noch für echte Toitsche, haben will.
Ich bin eh gespannt, wie sie diese Positionen in der Partei (libertäre reiche Wessis - nationalsozialistische arme Ossis) am Ende mal auf einen Nenner bringen wollen.
Du hast da grundsätzlich was falsch verstanden was die Wähler der AfD angeht. Klar gibt es ein paar Arme die die aus Protest wählen, aber die überwiegende Mehrzahl der wirtschaftlich abgehängten (im Osten und Westen) wählt schlicht garnicht (wen auch?).
Und die reichen Wessies die du meinst gibt es schlicht nur sehr wenige von und die wählen meist noch FDP.
Wenn man sich die Wählerwanderungen der letzten Jahre anschaut, speißt dich die AfD vor allem aus ehemaligen SPD und CxU Wählern, und da vor allem (untere) Mittelschicht in Kleinstädten, so Leute mit relativ festem Job, Eigenheim usw. die teilweise irrationale Verlustängste haben und gerne Schuldige dafür suchen (”die da oben” und Migranten). Das unterscheidet sich auch nicht groß zwischen Ost und West... die scheinbaren Unterschiede liegen da mehr an der Demographie und interner Migration der Jüngeren in die (westdeutschen) Ballungsgebiete.
Hm, da sprechen die Daten aus Thüringen aber eine andere Sprache:
Die Wählerwanderung bei der letzten Wahl zeigt zwar einen großen Anteil an ehem. CDU-Wählern (28k), allerdings knapp dahinter ehem Linke-Wähler (23k) und mit weitem Abstand eben besagte ehem. Nichtwähler (71k).
Dazu auch Punkt 9 aus den 10 Hauptpunkten der AfD für die Wahl (mag ich nicht verlinken, aber wenn du magst, reiche ich den Link gerne nach):
Sprich: starker Sozialstaat (auf höchstem Niveau!), aber eben nur für uns. Ob das eine Position ist, die Weidel gegenüber Musk vertreten hätte?
Sehe ich jetzt nicht wie sich das wiederspricht, ausser das die Linke im Osten bisher teilweise die Stelle der SPD eingenommen hat und das die von mir genannte Wählerschicht schon länger unzufrieden mit der SPDCxU ist und daher teilweise in den letzten Jahren auch garnicht gewählt hat.
Diese Aussage:
kann ich in den Wählerwanderungen in den drei Bundesländern nicht erkennen:
Keine andere Partei war so erfolgreich, ehem. Nichtwähler für sich zu gewinnen, wie die AfD. Erfolg bei ehem. SPD-Wählern hatte die AfD allenfalls in Brandenburg. Der größte Teil kommt aber jeweils von den ehem. Nichtwählern, sieht man ja auch sehr eindrücklich.
Falls dich der hohe Anteil der ehem. Linke-Wähler bei der AfD in Thüringen stören sollte: die Partei hat in allen drei Bundesländern natürlich jeweils mit Abstand am meisten an die Wagenknecht-Truppe verloren, insofern ist am Ende betrachtet "alles normal".
Die AfD und vor allem die Schwäche der SPDCxU existiert aber schon länger als 4 Jahre, d.h. da sind schon vorher viele abgewandert entweder direkt zur AfD oder temporär zu den Nichtwählern.
Ausserdem war meine Aussage nicht das alle Nichtwähler ökonomisch abgehängte sind, sondern das die ökonomisch abgehängten überwiegen Nichtwähler sind und das auch weiterhin sind.
Dazu gibt es auch Daten: in den Bundesländern gab es nur eine Wahl (2019), wo die AfD bereits ihr wahres Gesicht gezeigt hat und massiv zulegte. 2014 lief das ja noch als Luckes "Professoren-Partei" und Merkel hatte die noch nicht mit "Wir schaffen das!" auf die Zinne gebracht. 12,2% waren in Brandenburg das beste Ergebnis dabei.
Die Wählerwanderung 2019 zeigt ein bekanntes Bild:
Lass dir mal insb. Sachsen auf der Zunge zergehen: fast eine Viertelmillion ehem. Nichtwähler. Ja, ehem. CDU-Wähler sind stark vertreten, aber der Anteil SPD-Wähler ist in 2 von 3 Ländern hinter den Linken-Wählern und im Dritten quasi gleichauf. Wenn man jetzt sagt, die SPD-Wähler wären ja vorher schon in die Nichtwähler gewechselt und dann von dort zur AfD, worauf basiert man die Annahme, dass in der Menge der Nichtwähler so ein großer Anteil SPD-Wähler steckt?
Wenn wir uns als nächstes die Wählerwanderung zu den Nichtwählern eine Wahl vorher 2014 anschauen, weil die Leute dort vielleicht schon irgendwie im Urin hatten, dass ihr Land offenbar ein Jahr später leider "an der ungehemmten Flut von Ausländern komplett kollabieren wird" und fairerweise schon 2014 der Faschist Höcke in Thüringen kandidierte, dann sehen wir das hier:
Erstaunlich ist generell der eher geringe Teil, der zur AfD wechselt. Und gerade in Brandenburg waren die Sozen offenbar echt sauer und sind wirklich erstaunlich zahlreich zu den Nichtwählern gewandert. Das gleiche gilt allerdings auch für Wähler der Linken, wo noch mal ein Drittel mehr nicht mehr mitgemacht hat. Union und Gelb haben auch noch mal ganz gut reingebuttert. Was da wohl los war?
Einen überdurchschnittlichen Anteil an ehem. Sozen bei den Nichtwählern kann man daraus jedoch nicht annehmen.
Interessant ist, dass in allen drei Ländern der massive Erfolg bei ehem. Nichtwählern erst ab 2019 eingesetzt hat, also als aus der angeblichen "VWL-Prof-Partei" das offen völkisch-rechte Geschmeiß wurde.
Edith: ich hab mir für 2014 jetzt mal die Wanderungen zur AfD geklemmt, ist ja eh schon viel. Soviel nur: auch da ist die SPD in allen Bundesländern keine Hauptquelle, sondern primär Union, Linke und FDP.
Du scheinst komplett zu ignorieren das in den von dir beispielhaft genannten Bundesländern, mit Ausnahme von Brandenburg, die Linke funktionell und praktisch in diesen Jahren das SPD equivalent war.
Ausserdem war auch schon lange vor 2014 die große Koalition an der Macht und sowohl die SPD also auch die CxU hat dabei über die Jahre massiv Wähler verloren bei gleichzeitigem Anstieg der Nichtwähler. Das sich das nicht sofort in AfD Wähler umgemünzt hat lag sowohl an der früheren AfD selbst als auch and verschiedenen anderen Faktoren.
Es wäre leichter, deinem Argument zu folgen, wenn du es mit Daten unterfüttern würdest, so wie ich es auch bei meinem probiere.
Aber gut: Merkel regierte seit 2005. Erste Wahl danach in den Bundesländern war 2009. So haben sich die Nichtwähler dort entwickelt:
Das einzige Bundesland, wo es eine Wanderung zu den Nichtwählern gab, war Sachsen. Und auch dort ist der Anteil der SPD nicht der größte, sondern Linke und NPD liefern sich nach der Union ein Duell um Platz 2, die SPD folgt mit der Hälfte dahinter. Ich erkenne daraus einen Beleg, dass die SPD-Wähler als primärer Faktor, auch über Nichtwähler zur AfD gewandert sind, jedenfalls nicht.
Ok, jetzt sagst du, die Linke ist in diesen Bundesländern eigentlich eine SPD. Darum sollen Wechselwähler von Linke zu AfD eigentlich als SPD-Wähler gezählt werden? Wirkt auf mich ein bisschen wie ein "No true scotsman". Zumal man ja sagen muss: wenn die Linke in diesen Bundesländern die SPD gewesen sein soll, dann ist die Linke überall die SPD gewesen. Was ist die Linke denn gewesen, wenn nicht die ostdeutschen Bundesländer? Während sie dort regierte und eine klare Machtbasis besaß, kam sie im Westen nicht mal in die Parlamente. Nee, tut mir leid. Ich weiß nicht, warum die Annahme, der sprichwörtliche "kleine Mann" kann sich im Osten für die AfD begeistern, dich so vehement stört, aber vielleicht findest du ja die Wählerwanderungen, die deinen Punkt stützen. So glaube ich erst mal, was ich sehe.