ich weiß nicht so ganz wo ich da mit argumenten anfangen soll, wir sind schon wirklich sehr sehr weit entfernt. aber ich versuche es mal, bin auch sehr offen für gegenargumente.
es ist meiner meinung nach sehr kurz gedacht, auf den wirtschaftlichen wohlstand deutschlands (ich denke das meinst du damit, wenn du schreibst, dass es der mehrzahl der bewohner gut geht) stolz zu sein, wenn man sich vor augen führt, worauf dieser basiert. nämlich auf der ausbeutung anderer nationen, der umwelt, der menschen. um diesen wohlstand (der übrigens auch bei weitem nicht bei allen deutschen ankommt) aufrechtzuerhalten, ist es unter anderem nötig, sich abzuschotten (heißt u.a. menschen an grenzen sterben lassen) oder dem unteren teil der bevölkerung das leben zur hölle zu machen ("fördern und fordern"). es fällt mir schwer, einzusehen, wie man bei sowas stolz empfinden kann.
stolz auf vater- und mutterland wird zum beispiel erzeugt, um den menschen vorzumachen, alle mitglieder einer bevölkerung säßen im selben boot und zögen am gleichen strang. wenn es dir dreckig geht, ist das nötig für dein vaterland, also beschwer dich nicht. was gut ist für deutschland ist gut für dich. deutschland ist geil, wenn wir es bloß vor den bösen nazis beschützen. das ist halt einfach eine lüge
dass dir die deutsche landschaft und sprache gefällt gönne ich dir, geht mir genauso. weiß aber nicht was das mit stolz zu tun hat
auf keinen fall will ich dir vorwerfen, verachtung für andere völker zu haben! sehe das überhaupt nicht schwarz-weiß, gerade hier auf feddit merkt man wie ich finde sehr, dass nationalismus gerade eben auch in vielen linken köpfen drinsteckt, die im großen und ganzen sehr weltoffen und tolerant sind.
ich möchte aber argumentieren, dass so ein stolz auf eine nation (du nennst es ja auch vaterlandsstolz) schon von außen erzeugt wird. gerade die bedingungen dafür, nämlich teil der nation zu sein, kommen ja von außen. der staat legt genau fest, wer teil der nation sein darf und wer nicht. ob nun durch generelle (und im grunde trotzdem doch recht willkürliche) regeln wie geburtsort oder blutverwandtschaft oder durch konkretere entscheidungen zum beispiel bei migration. da wird also schon klar entschieden, wer vaterlandsstolz empfinden darf und wer nicht.
und da sieht man doch dann, wo so ein stolz aufgrund von nationalitäten dann hinführen kann. eben dieses "wir-gefühl" verwischt vollkommen die tatsache, dass du als mensch, der sich in einer immer rauer werdenden welt jeden tag um seinen lebensunterhalt kümmert und schauen muss wie er über die runden kommt, mehr gemeinsam hast mit einem italiener, griechen, syrer, ... der in derselben situation steckt wie du, als mit dem vorstandschef von audi (oder deiner chefin, ich spreche dich jetzt einfach mal als durchschnittlichen deutschen bürger an).
ich finde es schön und richtig, dass du auch einen "stolz" verspürst, einfach mensch zu sein. aber warum drehst du die priorisierung denn nicht um? ich denke, das wichtigste ist ein gutes leben für alle menschen, die frage nach grenzen und verschiedenen zugehörigkeiten darf da eine maximal untergeordnete rolle spielen.
also ja, ich halte deinen vaterlandsstolz immer noch für quatsch, auch wenn ich es vielleicht nach unserer diskussion weniger flapsig ausdrücken würde hehe. da war ich ein bisschen kurz angebunden, hoffe meine längeren kommentare kommen etwas respektvoller rüber. es ist ein thema das mich aufwühlt