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Kategorie „künstlerisch wertvoll“…

  • Titel: Ein Falke so groß wie ein Pferd
  • Regie: Sasha Kulak
  • Land: Frankreich, Russland
  • Jahr: 2021
  • Themen: Aktuelles und Gesellschaft, Perspektivwechsel
  • Dauer: 76 Min.
  • Genres: Doku/Reportage

Ein Dokumentarfilm wie ein Märchen: Der Film begleitet den Alltag von Lydia, einer queeren Ornithologin, die in dem vorgelagerten Moskauer Stadtteil Schtscherbinka wohnt. Lydia liebt die Serie "Twin Peaks" von David Lynch und beschließt, ein Remake zu machen. Dafür fertigt sie eine lebensgroße Silikonpuppe an, die aussieht wie die Hauptdarstellerin Lara Flynn Boyle.

Lydia, eine 47-jährige Transfrau, hieß früher Sergej und war Ornithologe an der Moskauer Akademie der Wissenschaften. Seit ihr die Akademie gekündigt hat, berät sie Unternehmen, um Vogelschlag auf Flughäfen zu vermeiden. Sie lebt in Schtscherbinka, einem vorgelagerten Moskauer Stadtteil. Ihre Frau Wassilissa dressiert Pferde für die berittene Polizei in Moskau.

Lydias Leben ist eine einzige große Inszenierung, in der sie ihrer Vorstellungskraft und ihren Fantasien freien Lauf lässt. In einem eigenhändig erbauten Holzhaus will sie mit ihren Freunden und Nachbarn ein Remake von David Lynchs berühmter Serie drehen: „Twin Peaks in Schtscherbinka“. Sie identifiziert sich jeden Tag etwas mehr mit ihrer Figur in diesem Film, dessen Rollen sie sich selbst und den anderen auf den Leib geschrieben hat. Sasha Kulak begleitet Lydia in ihrem Alltag und filmt eine Art Making-of dieses Remakes, parallel dazu zeigt sie die exzentrische, fantasievolle Welt, die die Transfrau sich erschaffen hat. Aber das alles ist noch nicht genug für Lydia, die ein verrücktes Projekt angeht: Sie will eine Silikonpuppe anfertigen, die aussieht wie Lara Flynn Boyle, die Hauptdarstellerin in der Originalserie. Für Lydia verkörpert die Puppe weibliche Perfektion – eine Allegorie der Schönheit.

Mit dem Film über Lydia porträtiert Sasha Kulak einen unglaublich freien Menschen in einer der oppressivsten Gesellschaften überhaupt. Die Fantasiewelt, die Lydia der sie umgebenden Realität überstülpt, scheint keine Grenzen zu kennen. Ihr Bewusstsein verirrt sich in Gefilden, die sich mit Sprache gar nicht beschreiben lassen. Sasha Kulak stößt sich mit Lydia an einer Frage, die ihr Verständnis eines Dokumentarfilms auf den Kopf stellt: Wie bildet man die Realität einer Welt ab, in der nichts real zu sein scheint? Sashas Stimme begleitet dieses seltene Filmerlebnis, in dessen Verlauf die Realität ständig neu verhandelt wird.

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