this post was submitted on 06 Jul 2024
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
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Wenn ich mich richtig erinnere, kamen bei dem Unwetter 2021 über 500 l/m² in 24 h in und fast 1000l in 48 h in Teilen der Schweiz runter.
Wenn man noch etwas retten kann, dann nur durch drastische Rück- und Umbaumaßnahmen, wobei ein Großteil der ANwohner wegziehen müsste. Wenn es wie in Deutschland läuft, dann wird wahrscheinlich so lange die Realität verweigert und unverändert wieder aufgebaut, bis die Orte vollständig aufgegeben werden.
So ganz grundsätzlich kann man das kaum sagen. Es kommt sehr lokal auf alle Umstände drauf an. Die Gefahrenkarten sind ein wichtiges Instrument, um die Lage beurteilen zu können. Schwierig wird das aber, weil die Niederschlagsmengen in solchen Ereignissen zugenommen haben und darum erhöhtes Gefahrenpotential geschaffen hat. Dazu sind es ja nicht nur die Siedlungen, auch die Verkehrswege (Strasse, Bahn) sind zunehmend gefährdet und auch da muss lokal geklärt werden, wie gehandelt werden muss. Menschen, die in "ihrem" Tal geboren und aufgewachsen sind und dort schon lange leben, kann man aber kaum einfach die die Fläche zwingen - das als "Realitätsverweigerung" zu geisseln, ist natürlich zu einfach. Dann auch: Wo sollen diese Menschen denn wohnen und arbeiten?
Das ist nicht "zu einfach" es ist korrekt. Natürlich hast du Recht dass es in der Konsequenz auch Probleme zu lösen gibt wenn man so eine größere Umsiedlung durchziehen möchte. Man muss aber schon klar sehen dass das auf kurz oder lang eh passieren wird und es einfacher ist diese Probleme zu lösen wenn man die Zeit noch hat. Sonst muss man die Probleme in Hektik angehen.
Doch, es ist zu einfach - eine "Problemlösung" "Umsiedelung" ist an der Tastatur schnell geschrieben, aber kaum umfassend nachgedacht. Zunächst braucht es eine genau Gefahrenanalyse der einzelnen Siedlungen und Verkehrswege – da ist mit den Gefahrenkarten schon viel Vorarbeit geleistet. Diese müssen anhand der sich veränderten Bedingungen unter der Klimaveränderung überprüft und angepasst werden. Erst dann kann entschieden werden, was im Einzelfall das angemessene Vorgehen ist.
"zu einfach" ist genau die Abmoderation, um die es dem Bund doch geht, oder?
Was ist, wenn das Ergebnis der Analyse lautet: "kann nicht gerettet werden"?
Wenn ich das richtig verstehe wird diese Analyse ja genau eben nicht gemacht, die Bereitschaft zu sagen "jo du bist hier geboren und du hast jetzt zwei Optionen: umziehen oder hier sterben" gibt es nicht - auch wenn das in manchen Gebieten eventuell die einzigen beiden Optionen sind.
Genau wie beim Klima "CO2 Reduktion ist einfach geschrieben, aber die (Wirtschaft/Autofahrer/Interessengruppen)!!"
Gibt's denn flächendeckende Alternativen? (nicht rhetorisch gemeint, ich kenne keine! Bin aber auch kein Schweizer und der Artikel und dieser thread sind meine erste Auseinandersetzung mit dem Thema).
Die Analyse wird eben genau von denen nicht gemacht, die jetzt fordern, man müsse die Täler aufgeben. So total allgemein ohne Analyse geht es eben gerade nicht.
Und was sollen "flächendeckende Alternativen" sein? Es gibt eben keine "flächendeckende" Lösung – es muss, wie geschrieben, lokal analysiert werden, was nun für Lösungsvarianten zur Verfügung stehen. Immerhin wurde bisher sehr viel in Hochwasserschutz investiert und da haben viele Bauwerke Schlimmes verhindert. Davon liest man halt leider nichts. Will heissen: Es gibt sicher Lösungsvarianten, wo dieser Hochwasserschutz noch verbessert werden kann - Aufgeben ist also kein Thema.
Wieso ist "aufgeben ist kein thema" ohne Analyse ok aber "aufgeben muss" nicht?
Das ist der Teil, den ich nicht verstehe. Die Analysen sind kritisch - und davor darf es keine Filter in irgendeiner Form und Richtung geben. Am Ende ist es eh eine Kalkulation. "Was sind der Gesellschaft die Menschenleben vor Ort wert" vs "was nehmen wir für eine de facto Vertreibung in Kauf"?
Ich find's sehr schwierig zu sagen "Aufgeben ist kein Thema" wenn die Lösungen bisher nicht kalkulierte kosten auf die gesamte Gesellschaft zukommen lassen. Klar kann man das so bauen dass es sicher wird. Die Kosten davon werden aber eben nicht ausschließlich von denen getragen die für diese Kosten durch Umsiedlung vermeiden könnten.
Hochwasserschutz ist nicht einfach finanzielle Aufwendung für einen Einzelnen (Gebäude), sondern da ist immer auch die Gesellschaft mit involviert (Verkehrswege). Darum ist es auch eine Aufgabe der Gesellschaft, sich daran zu beteiligen (Steuern). Klingt da irgend was von "Liberalisierung" durch? Motto: Schäden privatisieren? Seltsamerweise haben gerade die Bergkantone Graubünden und Wallis private Gebäudeversicherungen und beteiligen sich nicht am interkantonalen Rückversicherungsverband.
Naja die Gesellschaft spendiert da Infrastruktur weil da Leute wohnen. Wenn das auf einmal überproportional viel kostet da weiter Infrastruktur anzubieten kann man schon mal fragen ob das noch fair ist.
Ich Bau ja mein Haus auch nicht mitten in ein Moor und erwarte dann dass die Gesellschaft eine Straße da durch baut.
Die Häuser sind nicht ins Moor gebaut – die allermeisten stehen schon lange dort.
Ja in dem Fall kommt das Moor zu den Häusern. Das ändert nichts daran, dass man von der Gesellschaft auf einmal was unsinniges fordert, nur mit dem Argument "aber ich war schon immer hier". Die Zeiten und Gegebenheiten ändern sich gerade drastisch, dazu gehört auch, dass wir nicht immer alles so machen können wie früher.
Wer oder was definiert "unsinnig". Klar gibts Veränderungen, nur gibt es auch verschiedene Varianten, darauf zu reagieren - in jeder einzelnen Situation mit den geeigneten Massnahmen. Vom grünen Tisch aus sind Patentrezepte kaum dienlich.
Du bist hier mit dem Patentrezept auf jeden Fall da niemanden umzusiedeln aufgetaucht
Du hast nicht richtig gelesen.