this post was submitted on 07 Sep 2023
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Bitter, aber notwendig
Schade für die Downvotes bei dir. Ich schließe mich aber an.
Ich finde es schon etwas doppelmoralisch bzw. Weltfremd die Vorzüge eines Landes genießen zu wollen aber diese zu verteidigen rigoros ablehnen.
Natürlich soll nicht jeder losziehen und töten, es gibt ja auch andere Tätigkeiten die eine Verteidigung unterstützen.
Aber ich habe mittlerweile den Eindruck das wir in der Generation "Das steht mir zu... ich habe Rechte" leben und viele die dafür notwendigen Pflichten ignorieren wollen.
Wer soll euch verteidigen wenn das Land massiv angegriffen wird? Gebt ihr lieber das Land auf in dem ihr mehr Freiheit geniesst und damit auch die Freiheit?
P.S.: ich damals meinen Pflichtdienst als Zivi absolviert und würde im schlimmsten Fall das Land und mein Umfeld verteidigen wollen vor einem Angreifer der unsere Werte mit Füssen treten möchte.
Heruntergewählt wird, weil dort de facto ja eben kein Ersatzdienst als Alternative existiert.
Bei einem Verteidigungsfall ist das eigene Land ja nicht immer ein einfaches Opfer. Dann gibt es auch die diskriminierte Gruppen, die nun plötzlich für den Täter bzw. das System ihr Leben riskieren sollen, mit hoher Wahrscheinlichkeit unter diskriminierenden oder gar unterdrückenden Umständen. An die Front werden außerdem meist nicht diejenigen geschickt, die am meisten von den Vorzügen eines Landes genossen haben, wie du es beschreibst, sondern ganz im Gegenteil diejenigen, die solche Chancen nie erhalten haben. Letztlich kosten Nichtfreiwillige oftmals auch mehr Zeit und Energie als sie dem Militär nützen.
Gründe für eine Totalverweigerung gibt es also schon. Eine Pflicht ist dennoch bisher unumgänglich, gerade wenn man unsere Schwäche zur Propaganda und Korruption in Betracht zieht.
Ersatzdienst ist aber auch irgendwie "Schönwettergesetzgebung", oder? Ich glaube nicht, dass sich beispielsweise Deutschland daran halten würde, käme es zum Verteidigungsfall und ginge es um die kontinuierte Existenz des Staats?
Das hängt mMn davon ab, wie vorausschauend die Nation gewählt und ihre Kultur aufgebaut hat. Von einer zum Autoritarismus geneigten Regierung oder einer von Apathie geprägten Gesellschaft sollte man z.B. nicht erwarten, dass man nicht plötzlich zur Waffe gezwungen wird. In anderen Worten: es ist das ein sozio-politisches Problem, dass man nur begrenzt mit Regeln angehen kann.
Okay, das leuchtet ein. Jedoch muss hinterfragt werden wie sinnvoll oder überhaupt möglich ein Ersatzdienst im tatsächlichen Kriegsfall ist, denn dieser bindet ja Personal, welches ggf. zum Kämpfen benötigt werden könnte.
Ich empfinde es als sehr kritisch wenn die Geflüchteten sich willentlich einem Dienst für ihr Land entziehen wollten, dann aber nach dem Krieg wieder zurück wollen in "ihr Land" um dort zu leben mit allen Rechten und Lebenslage wie vorher, aber es eben nicht verteidigen wollen (ggf. Der Verteidigung zuarbeiten durch Logistik/Medizin etc).
Aber ich sehe auch ein das es hier verschiedene Ansichten gibt, die nicht die Bereiche Rechte und Pflichten balancieren wollen. Aber das hab ich oben schon erwähnt.
Es kritisch zu sehen ist ja nicht falsch, solange man keine Vorurteile aufbaut und explizit die Vielfältigkeit der Realität in Betracht zieht.
So gleich z.B. eine Pflicht in den meisten Fällen ja einer verpflichtenden Zuweisung durch eine Obrigkeit. Das heißt, du hast nicht die freie Wahl, wie du dem Land beistehen kannst. Im letzten Artikel vor einem Jahr als die TAZ das erste Mal über das Thema berichtet hat, interviewte sie ein queere Person, die zwar sich vor den Briefzustellern versteckte, selbst aber viel für Flüchtlinge und Opfer macht. Der Verteidigungsminister war laut eigener Aussagen auch kein Fan des Prozesses.
Außerdem ist ein Land bzw. Nation eine durch Kultur und Prinzipien verzweigte Gemeinschaft. Wenn es bei diesen Prinzipien um Menschenrechte und Freiheiten handelt, so ist es falsch in Krisenzeiten nicht auch darauf aufzubauen. Die Leute fliehen ja nicht nur, um nicht ihr Leben zu riskieren, sondern aus vielen Gründen, darunter auch, weil man oftmals fürchtet ohne ausreichende Ausbildung ausgenutzt wird.
Bei Begriffen wie Grundrecht und Menschenrecht geht für viele verloren, dass es (erstrebenswerte) Privilegien sind, die weder natürlich noch selbstverständlich sind.